Gerade habe ich mein erstes Buch von Marie Louise Fischer gelesen (nachdem über die Jahre schon haufenweise ihrer Werke irgendwie über mein BC-Regal gegeistert sind, ohne eine Spur zu hinterlassen); ich brauchte für die ABC-Challenge noch einen Autor mit F, und dies war schlicht das kürzeste, was ich da hatte. Ausserdem kann ein
Kinderbuch über Geister doch gar nicht so schlimm sein, oder? Na, denkste!
Die Spukgeschichte selber ist zwar eigentlich gar nicht so schlimm -- sie zeichnet sich nur dadurch aus, dass sie schrecklich gutmenschig und pädagogisch wertvoll ist und alle ganz brav und verständnisvoll mit einander umgehen; die Eltern sind noch wahre Respektspersonen, und die Kinder gehorsam, tierlieb und gut in der Schule. Nur ein bisschen zu viel Idylle und Langeweile alleine macht ja noch kein schlechtes Buch.
Wirklich gruselig finde ich das ganze erst, nachdem ich mir die Wikipedia-Biographien der Autorin und ihres (Grazer) Mannes angeschaut habe (Links im Journal): Sie hat wohl homophobe Dr.-Sommer-Antworten für die Bravo sowie einen biederen Knigge für junge Leute verfasst; er hat alles geschwängert, was in der Gegend herumgelaufen ist (einschließlich im hohen Alter nochmal die junge Sekretärin -- aber wurscht, die brave Frau Fischer hat das Kind gerne adoptiert), war ein begeisterter Nazi, und hat dann Papst-Biographien für junge Leute geschrieben. Soviel "brave" Gutbürgerlichkeit finde ich wirklich erschreckend!
Dazu passt wohl auch der eine Apekt des Buches, den ich während des Lesens noch irgendwie für einen logische Mangel gehalten hatte: Als die Eltern sich eingestehen müssen, dass es doch spukt, wollen sie lieber mit Kind und Kegel ausziehen, als Parapsychologen ins Haus zu holen: bloß kein Aufsehen machen, lieber alles unter den Teppich kehren! Ich hoffe inständig, dass das heute niemand mehr als Erziehungsmaßstäbe zur Hand nimmt.