DiePresse.com | Kultur | Literatur | Nachruf: Eine Autorin der leisen Töne - 08.01.2010 | 18:26 | (Die Presse)
Im Alter von 49 Jahren starb die Schriftstellerin Eugenie Kain. Als genuine Erzählerin bezeichnete Hans Höller die "Autorin der leisen Töne" bei der Verleihung des Förderungspreises für Literatur 2007.
Die Oberösterreicherin Eugenie Kain ist am Freitag in Linz im Alter von 49 Jahren den Folgen einer schweren Erkrankung erlegen. Die am 1. April 1960 geborene Schriftstellerin setzte sich stets für soziale Themen ein, die sich auch in ihrem Werk widerspiegelten. Zuletzt veröffentlichte die Tochter des Autors Franz Kain den Erzählband „Der Schneckenkönig“.
Als genuine Erzählerin bezeichnete Hans Höller die „Autorin der leisen Töne“ bei der Verleihung des Förderungspreises für Literatur 2007. In Kains Werk stand das Mitgefühl gegenüber den Außenseitern, den Benachteiligten, die sehen müssen, wie sie mit den Härten des Lebens zurechtkommen, im Zentrum. Die Titelgeschichte ihres letzten Bandes „Der Schneckenkönig“ ist ein sensibel vorgetragener Bericht darüber, wie brutal „Stadtentwicklung“ über ein vielfältiges, beziehungsreiches soziales Biotop hinweggeht, es niederwalzt.
Eugenie Kain studierte in Wien Germanistik und Theaterwissenschaft und arbeitete als Autorin, Kulturjournalistin und Beraterin im Sozialbereich. Für ihre Werke wurde sie 1983 mit dem Max-von-der-Grün-Literaturpreis ausgezeichnet, 2003 erhielt sie den Buch:Preis, 2006 den Staatsförderpeis für Literatur, 2007 den Kulturpreis des Landes Oberösterreich.
Engagement für Obdachlose
Von 1984 bis 1990 arbeitete Kain für die Tageszeitung „Volksstimme“, danach schrieb sie im Zeitungsprojekt „hillinger“, arbeitete an der Konzeption der Linzer Straßenzeitung „Kupfermuckn“ mit, beteiligte sich mit Beiträgen auf Radio FRO (Freier Rundfunk Oberösterreich). Kain leitete auch eine Schreibwerkstatt für Bewohner der vom Hochwasser betroffenen Gemeinde Mitterkirchen sowie für Obdachlose.
Im Otto Müller Verlag erschienen die Bücher „Hohe Wasser“ (2004) und „Flüsterlieder“ (2006), „Sehnsucht nach Tamanrasset“ (1999) und „Atemnot“ (2001) wurden im Resistenz Verlag publiziert. Im Kulturhauptstadtjahr beteiligte sich Kain mit Autoren wie Erich Hackl, Anna Mitgutsch, Robert Schindel am Buchprojekt „Linz.Randgeschichten“.
har/whl
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